Kinderleichtathletik











Zum 1.1.2013 wurde für die Altersklassen U8, U10, U12 vom Deutschen Leichtathletikverband (DLV) ein neues Wettkampfsystem eingeführt. Als Ziel stand der Gedanke dahinter, die Kinder für die Leichtathletik leichter zu begeistern und sie länger dabei zu halten.

Bestand das alte Wettkampfsystem darin, 50 m, 800 m, evtl. Hochsprung, Weitsprung und Schlagballwurf in jedem Wettkampf anzubieten, so sollte die Kila das Spektrum auf alle leichtathletischen Wettkampfformen erweitern. Durch die Vielzahl der Disziplinangebote konnte auch jedes Sportfest mit anderen Disziplinen, damit abwechslungsreicher, angeboten werden. Damit sollte eine Sportfestteilnahme den Kindern mehr Spaß machen.

Einbeinhüpfen Schnell laufen, ausdauernd laufen, weit/hochspringen und weit werfen/stoßen lauten die 4 Gruppen, die eine vielseitige Grundlage für die Leichtathletik im Jugend- und Erwachsenenbereich bilden sollen. Dabei steigt der Schwierigkeitsgrad in jeder Gruppe alle 2 Jahre. 2018 wurde der Katalog um den Bereich des „Gehens“ erweitert.

Mit diesem Wettkampfsystem wird der Sprint um den Hindernislauf erweitert, der „Langlauf“ als Biathlon aufgelockert, im Sprungbereich schon früh der Hochsprung, der Stabhochsprung und der Dreisprung vorbereitet sowie im Wurfbereich neben dem Schlagwurf, der zum Speerwurf führte auch Kugelstoßen und Diskuswerfen angebahnt.

Nachdem in den Altersklassen U8 und U10 nur gemischte Teamwettkämpfe zugelassen sind, kann in der Klasse U12 zusätzlich auch eine Einzelwertung erfolgen. Durch eine Änderung der DLO 2017 wurden einige Disziplinen der klassischen Leichtathletik für die Altersklasse U12 wieder nach Geschlechtern getrennt zugelassen. Mit dem Teamgedanken hoffte man die Anzahl der Kinder im Training und in Wettkämpfen zu erhöhen, um später eine höhere Zahl an Sportlerinnen und Sportlern in der Leichtathletik zu halten.

Eine Wertungskarte für das Kinderleichtathletik-Abzeichen dokumentiert die im Kalenderjahr absolvierten Disziplinen. Die Vielseitigkeit, nicht der Leistungsstand, entscheidet nach Alter gestuft über die Einstufung der Sportlerinnen und Sportler in Starter oder Könner. Als Abzeichen stellt der DLV ein graues Starter- und ein orange-farbenes Könnerarmband zur Verfügung (s. DLV Kila-Abzeichen-Flyer; Leichtathletik.de, Kinderleichtathletik).

Da wir in unserer LG stets erfolgreich großen Wert darauf legten, dass die Sportlerinnen und Sportler sich neben dem Training von Beginn an auch in Wettkämpfen messen, boten wir nun diese neuen Kila-Wettkämpfe an. Als Trainingskonzept ganz toll, technisch äußerst anspruchsvoll, nahmen die Kinder – wie vorher auch – zunächst zahlreich an diesen Wettkämpfen teil. Wir stellten teilweise bis zu 5 Mannschaften in einer Altersklasse.

Seit der Bekanntgabe dieses neuen Wettkampfkonzepts äußerten wir unsere sachliche und fundierte Kritik daran. Doch Hexensprung niemand der Verantwortlichen wollte sie hören und stellte uns lieber als fortschritts-feindlich hin. Jeder unserer Einwände bewahrheitete sich jedoch bis heute:
  • Eltern und leistungsorientierte Kinder zeigten sich spätestens in der U10 enttäuscht darüber, dass sie keine mess- und vergleichbare Rückmeldung ihrer erbrachten Leistung erhielten.
  • Durch die Teamwertung entstand für leistungsorientierte Sportlerinnen und Sportler je nach Teamstärke das Problem, dass ihre guten Leistungen u. U. nicht mit entsprechenden Plätzen honoriert wurden. So stellten wir fest, dass leistungsorientierte Kinder die Lust verloren und viel früher als gewohnt der Leichtathletik den Rücken kehrten.
  • Durch die Teamwertung wurde leistungsschwächeren Kindern je nach Teamstärke durch gute Platzierungen oder Siege ein Leistungsniveau vorgetäuscht, dass nicht ihrem realen Leistungsvermögen entsprach. Hier hörten viele mit der Leichtathletik auf, als später Einzelleistungen gewertet wurden und die dort erreichten Platzierungen mit den vorherigen guten Teamplatzierungen nicht mehr vergleichbar waren.
  • Der von Machern den Veranstaltern versprochene Gewinn durch höhere Meldegebühren führte für uns zum genauen Gegenteil. Zum einen lehnen in unserem Kreis viele Vereine dieses Konzept bis heute gänzlich ab und starten mit diesen Altersgruppen gar nicht mehr, zum anderen konnten andere nicht die geforderte Teammitgliederzahl (6-11 Mitglieder) zusammenstellen, obwohl der LV Rheinland die Teamgröße schon auf 4-7 Teilnehmer reduzierte. So starteten wir über viele Jahre alleine mit mehreren Mannschaften in diesen Wettkämpfen. In Wettkämpfen in denen früher bis zu 50 Kinder verschiedener Vereine in einer Altersgruppe starteten und Startgebühren entrichteten, sanken unsere Einnahmen über mehrere Jahre auf 0 und haben bis heute den damaligen Stand nie mehr erreicht. Dies war für unsere LG Existenz bedrohend, da aufgrund der uns zur Verfügung stehende Wettkampfanlagen 80% der an unseren Veranstaltungen teilnehmenden Sportlerinnen und Sportler der Altersgruppen der neuen Kinderleichtathletik angehörten. Um zu überleben und benötigte Geräte für unsere eigene Sportlerinnen und Sportler aller Altersgruppen weiterhin anschaffen zu können, mussten wir unser Stadion verlassen und in einem fremden Stadion unsere Sportfeste ausrichten.
  • Die Durchführung der Wettkämpfe benötigt deutlich mehr Helfer als ein traditioneller Mehrkampf, auch ein Problem bei der zunehmend rückläufigen Bereitschaft der Eltern sich als Helfer bei Sportfesten einzubringen.
  • Durch die von vielen Eltern tradierte Struktur, dass viele Mädchen in unserer strukturschwachen Region Leichtathletik betreiben und die Jungen Fußball spielen, hatten wir trotz vieler Trainingsteilnehmer Probleme, gemischte Teams zu bilden.
  • Im Sinne der Kila ließen wir auch Kinder mit starten, die in ihren Vereinen kein Team bilden konnten. Doch auch hier bewahrheite sich unser Einwand, dass Kinder ein gewohntes Umfeld benötigen und sich trotz aller Bemühungen der Trainer in fremden Teams meist unwohl fühlen.
  • Hoch-Weitsprung
  • Die von den Verantwortlichen vertretene These, dass Kinder lernen, mit diesem neuen System Wettkämpfe nach vereinbarten Regeln zu absolvieren, bewahrheitete sich auch nicht. Während einerseits Organisatoren versuchen, sich so genau wie möglich an die Regeln zu halten, wird in vielen anderen Fällen von Helfern geäußert, die Regeln seien egal, Hauptsache die Kinder hätten Spaß. Hier zeigt sich, dass vielfach im Bewusstsein zwischen der Kila und der früheren Spielleichtathletik nicht unterschieden wird.
  • Um die Wettkämpfe regelgerecht durchführen zu können, wird eine Unmenge an Materialien benötigt, die auch gelagert werden müssen. Auch dies stößt an unsere Kapazitätsgrenzen, da der Lagerraum zu unserer Sportstätte seit der Entstehung 1976 nicht erweitert wurde und der der Leichtathletik zur Verfügung stehende Platz nach einem ausgeklügelten System völlig ausgereizt ist. Deshalb können wir den Bereich „vom beidarmigen Stoßen zum Kugelstoßen“ gar nicht anbieten.
  • Kinder möchten sich stets mit anderen zu messen, im Wettkampf gegeneinander. Dieses Konzept der Kila reduzierte wie ähnlich verfehlte Konzepte im Bildungsbereich in der Leichtathletik in unserem ge-samten Kreis die Anstrengungs- und Leistungsbereitschaft der Kinder aus o. a. Gründen und führte zu deutlich zurückgehenden Leistungen nach der Kila-Zeit sowie viel früherem Ausscheiden aus der Leichtathletik als früher.
  • Die geringe Akzeptanz der Kila zeigt sich deutschlandweit auch darin, dass schon in jüngsten Jahrgängen zahlreiche Ergebnisse in Disziplinen der traditionellen Leichtathletik zu finden sind.
  • Von Beginn der Kila an bis zum Saisonende 2017 überreichten wir die Kila-Armbänder im Rahmen unserer großen Jahresabschlussfeier. Über all die Jahre waren lange Gesichter zu sehen. Für die Saison 2018 überreichten wir eine kleine Medaille in Pokalform, in Gold für die Könner, in Silber für die Star-ter. Über diese Medaille mit der entsprechenden Aufschrift und der Saisonjahreszahl freuten sich die Kinder sehr.
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